Hunsrücker Platt

 

Die Lebensgeschichte

von Erich Franz

Kapitel I - Kindheit

Kapitel II - Jugendzeit und Nationalsozialismus

Kapitel III - Nachkriegszeit

Kapitel IV - Anfang einer neuen Zeit



Kapitel IV - Anfang einer neuen Zeit
 

Eine lebhafte und arbeitsreiche Zeit hat in den jungen Jahren unser Leben geprägt. Nach Feierabend im Betrieb mit 48 Stunden Woche und Anfangslohn von 0,90 DM Stundenlohn, besserte ich unsere Kasse mit Heimarbeit ein wenig auf. Mit Schnitzarbeiten für den Betrieb. Das alles war einfach zu wenig für eine immer größer werdende Familie. Mit ein wenig Landwirtschaft und Aufbau einer Hühnerhaltung plus Küken Aufzucht versuchten wir unser Glück. So was anzufangen, das müsste zuerst gelernt sein. Wir haben es auch so gelernt, wenn wir auch des öfteren Lehrgeld bezahlt haben.
Mit Fleiß und Ausdauer auch oft bis zum späten Abend unterwegs, bei der Selbstvermarktung mit Eier und Schlachtgeflügel. Die Küken - Aufzucht mit maximal bis 4500 Stück im Jahr hielt uns ganz schön am laufen. Leider haben wir wenig Fotos von unserer Arbeit.

Es war aber nicht so, dass wir nur geschafft haben und vergessen haben, zu leben. Dorfkirmes überall, Turn- und Gesangfeste rundherum.
Tagesausflüge mit dem Auto waren Freiheiten, die man noch zu schätzen wusste. Am 7. Juli 1959 wurde Sohn Gerd geboren, auf den Tag genau 9 Jahre nach Ilse.

Das neue Haus

Mit der Zeit kam der Gedanke und der verstärkte sich zusehends, dass auf Dauer ein neues Haus her muss !!

Baubeginn im März 1963, Ein- und Umzug ins neue Heim war im April 1964. Mit sehr viel Eigenleistung wurden die Baukosten niedrig gehalten. Die Gesamtausgaben beliefen sich bis zum Einzug auf 52.000,00 DM. Gefeiert wurde das gleichzeitig mit der Konfirmation von Werner. Unser Sohn Ulrich verstärkte die Familie am 9. September 1963 im gleichen Jahr.
Den ersten Kurzurlaub machten wir mit dem neuen Opel an die Lahn, einfach und schlicht.

Die Kinder im Zelt, wir machten es uns im Auto so weit wie irgend möglich unangenehm bequem ??
Es gab in diesen Jahren sehr strenge Winter, an unserer alten Scheune waren schöne und lange Eiszapfen, auch an unserem Neubau.

Vereinsleben

Es gibt mehrere Vereine. Mitglied war ich im Turnverein, im gemischten Chor Mitbegründer und etliche Jahre im Vorstand tätig.
Das Vereinsleben war und belebt auch heute noch das Dorfgeschehen.
1951 wurde ich Mitglied im VdK (Verband der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen), 1990 umbenannt in Sozialverband VdK. Aufgabe des Verbandes: Hilfe und Unterstützung in allen rechtlichen Angelegenheiten der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen.
Im Ortsverband Kastellaun war ich dann ab 1970 im Ehrenamt tätig.

Von 1989 – 2004 war ich erster Vorsitzender und 2004 – 2012 Kassenwart. Zu der Betreuung der Mitglieder gehörten auch das Organisieren von Feiern an Weihnachten, Tages- und Mehrtagesreisen. Fast alle Gebiete, Nord-Süd-Ost-West und Teile von Europa haben wir bereist. Es war stets ein besonderes Erlebnis für die Behinderten und ältere Menschen. Sie waren stets dankbar und voller Vorfreude auf das nächste Jahr.
Die Fahrten mit dem VdK Kastellaun mit bis zu 150 Teilnehmer, war immer eine besonders schwere Aufgabe für die Reiseleitung.

Kegelclub – hol – über

Ab 1958 gab es auch einen Kegelklub im Dorf, war für die Herren wichtig mit dabei zu sein. Kegeltouren mit und ohne Frauen waren für alle Beteiligten eine ganz besondere Abwechslung.

Nicht zu glauben, wie im Rückblick die Zeit vergeht. Mit 60 Jahren konnte ich bereits in Rente gehen und machte dies auch.
Der Nebenerwerb lief auch mit der Zeit aus. Die Familie wurde immer größer. Vier Kinder, sieben Enkel und Partner und vier Urenkel erfreuen uns in unseren ruhigen und besinnlichen Tagen.
Wir schauen zufrieden zurück, auf die Stationen unseren Lebens, auf die gefeierten Jubiläen und runden Geburtstage.

Hochzeiten

Silberne Hochzeit:
Unsere Silberhochzeit feierten wir auf Mallorca. Unsere erste Flugreise, ein schönes und unvergessenes Erlebnis.

Goldene Hochzeit
Die Goldhochzeit, auch ein Anlass gebührend gefeiert zu werden. Wir reisten mit der ganzen Sippe (Inge und Erich) und Verwandten mit einem Bus nach Nackenheim. Dort hatte unsre Tochter Ilse uns in einer traumhafter Kulisse ein Kulinarisches Fest mit Musik und Gesang vorbereitet . (Heute nochmals vielen Dank) Wir wurden in unserem Leben, mit nicht gutem gemeinsamen Beginn doppelt entschädigt.

Diamantene Hochzeit:
Sechzig Ehejahre Diamantene Hochzeit, haben wir nun erreicht und es gibt die nächste Feier. In Buch im Gasthaus Balduinseck. Auch diese Feier hatte nach guter Bewirtung noch Überraschungen bereit. Es gab noch eine alte Bilderschau mit Fotos von beiden Familien.
Ein gemeinsames Geschenk von der großen Familie eine Reise mit der ganzen Sippe, ein Wochenende nach Mallorca. Damit hatten wir nicht gerechnet. Im Frühjahr 2009 alle zusammen auf der schönen Insel. Gemeinsam feiern und lustig sein, eine gelungene Sache. Und das wichtige an der schönen Sache ist der Anlass, dass seit dem, das Treffen jährlich stattfindet am Campingplatz Hardsee und in Bad - Schönborn.

Eiserne Hochzeit:
Zum 65 Jubiläum war eingeladen zur Eisernen Hochzeitsfeier, die konnte leider nicht stattfinden, Im Urlaubsparadies auf den Malediven verunglückte unser Schwiegersohn Karlheinz tödlich. Ilse musste ohne Ihn nach Hause kommen. Das hat uns allen sehr weh getan. Wir konnten es kaum fassen.
Lieber Karlheinz wir werden dich nie vergessen !

Gnadenhochzeit:
Im Jahr 2018 feierten wir ein ganz besonderes und seltenes Fest Gnadenhochzeit - 70 - Jahre Gemeinsamkeit.

Urlaubszeit

Nach unserer ersten Flugreise, bekamen wir Sehnsucht nach mehr.
Die Griechischen Inseln, Andalusien, Balearen und Kanaren waren die Orte wo wir öfters Langzeit Urlaub gemacht und den Winter verkürzt haben. Ganz besondere Erlebnisse hatten wir bei unseren Schiffsreisen.
Norwegen, West und Östliches Mittelmeer und Ägypten mit dem rotem Meer.
1992 mit der Jason von Bremen bis zum Nordkap.
Aida Reisen westliches und östliches Mittelmeer 2000 + 2002. Mit Ilse und Karlheinz für uns ein ganz besonderes Erlebnis.

Kurzeit

Die Zeit vergeht und nach 25 Jahren bei der Firma Adam, war kein leichter Job, meinte mein Hausarzt, es wäre an der Zeit mal eine Kur zu machen, anstatt Tabletten zu schlucken und Spritzen zu machen. Ich unterrichte meinen Chef, der war überhaupt nicht erfreut und meinte: ,,Wenn Du jetzt in Kur gehst ist es fraglich, ob dein Arbeitsplatz noch sicher ist.“ Nach Kurende und einer kontroversen ,,Aussprache?“ konnte ich in der Firma weitermachen. Die Kur in Bad Schönborn hat mir gut getan, ich habe mich dort sehr wohlgefühlt. Das schöne Thermalbad und die noch dörfliche Idylle und herrliche Laubwälder blieben in guter Erinnerung. Seit dem verbrachten wir oft schöne Wochenden oder Kurzurlaub in kleinen Pensionen. Freie Badekuren mit Ausflügen, Fahrradtouren, Tanzabende machten uns glücklich und zufrieden.

Geburtstage

Die runden Geburtstage ab 70 Jahren wurden auch gebührend gefeiert.
Die ersten noch im Gemeindehaus in Hundheim, später im Gasthaus- Balduinseck in Buch. Mein Neunzigster sollte auch dort gebührend gefeiert werden. Es war bereits herzlich eingeladen, doch der Jubilar erlaubte sich im Winterurlaub in Cran – Canaria krank zu werden. Die Feier wurde abgesagt und verschoben. Wurde beim Sippentreffen in Bad Schönborn nachgeholt.

Kleine und große Wehwehchen

Es liest sich fast, als wäre das Leben nur eitel Sonnenschein gewesen. Doch es gab auch andere Seiten. Abgesehen von meiner Verletzung am Fuß kam auch anderes auf mich zu.

Aufstellung Chirurgischer Eingriffe und anderes:
07.1940 Blinddarm OP
16.10.1944 Granatsplitterverletzung linke Ferse
1965 Leistenbruch links
1978 Leistenbruch rechts
1990 Hodenbruch
07.1992 Gallenblase Entfernung
11.1992 Bandscheiben OP
02.1993 Hautkrebs OP (Basalon Nase)
03.1999 Hüftgelenk OP
20.4. Unterschenkelamputation l. chronische Osteomyelitis
03.2011 Wirbelbruch (hochgradige Osteoporose)

Beim Arztgespräch wurde ich mal gefragt: Darf es auch ein bisschen mehr sein ?

Ich will das nicht näher betrachten nur soweit dass man weiß warum. Leistenbruch 1965 (nach Hausbau). Leistenbruch 1978 (nach Hausanbau). Nach der Bandscheiben OP habe ich trotz Reha im Anschluss lange gebraucht bis ich wider fit war.
Ein paar Worte wie es (damals) 1965 beim Leistenbruch abgelaufen ist. 16 Tage strenge Bettruhe 2 Tage später Entlassung. (Heute in 3 –4 Tagen erledigt) Kann man so was heute nach vollziehen, ? dass es kein einziger Wechsel der Bettwäsche gab. (ich habe mich geschämt wenn Besuch kam)

Doch das waren Kleinigkeiten, gegenüber dem was ich viele Jahre mit geschleppt habe, nur kurze Zeiten wo der Fuß mal abgeheilt war? Mehrere Krankenhaus Aufenthalte, mit intensiver Antibiotika Behandlung konnten die fortschreitende Knochenmarks-Eiterung nicht eindämmen. Die Amputation des Unterschenkels war nicht mehr zu verhindern.
Im Anschluss, die fünf Wochen Reha sind erfolgreich verlaufen, machten mir Mut weiterhin das Dasein noch lebenswert zu finden.

Wir konnten gemeinsame Spaziergänge machen (wenn auch mit Stützen) und die Natur genießen. Noch einmal am Gartenweiher sitzen zu können. Ich erinnere mich an den ersten Spaziergang in gewohnter Umgebung das Gefühl der Freiheit und Freude das alles noch einmal zu können, hat mich regelrecht überwältigt (überrascht).
Bange Stunden und Tage hatten wir auch als Inge eine Rückenoperation hatte, und 2016 eine Blutvergiftung bekam.
Ein Jahr später eine Darm OP (Darmdurchbruch). Inge war wie immer sehr tapfer und hat mich nicht im Stich gelassen. (Danke).

Gartenarbeit

Mit Gartenarbeit hatte ich nie was am Hut, doch jetzt laufe ich rund im Garten mit Hut !! Zuerst war es Pflicht, da Inge die Arbeit nicht mehr machen konnte. Ich fand gefallen daran und freue mich in freier Natur mich beschäftigen zu können. Gemeinsam am Gartenteich zu sitzen und nach getaner Arbeit eine Tasse Kaffee zu trinken.

Wenigen ist das vergönnt bis ins hohe Alter beieinander zu bleiben. Schön ist es mit zu erleben zu können, wie die ganze Sippe zusammen hält und immer für einander da sind. Wir bedanken uns dass man uns das möglich macht. Wenn Hilfe gebraucht wird, immer jemand für uns da ist.

Doch wie immer wenn man denkt es ist doch alles im Lot, du hast so viel erlebt, das müsste doch alles sein. Doch das Jahr 2020 hat noch was mit uns vor. Etwas was nicht in jedem Jahrhundert mal vorkommt.
Von Typhus, Pest und Cholera hatten wir schon gehört, das war alles so weit weg und vergessen. Der Glaube dass in der heutigen Zeit so was passieren könnte, daran dachte niemand mehr.
Von China aus breitete sich das Korona Virus über die ganze Welt aus. Millionen Menschen haben sich infiziert, Hunderttausende sind bereits gestorben. Wer hätte das gedacht.?
Dass man uns im Alter von über 90 Jahren noch mit so was belastet. Trotz aller Maßnahmen ist die Infektion nicht auf zu halten. Alte Menschen sind besonders betroffen. Es schmerzt keine Besuche zu bekommen, Abstand zu halten und zu Hause zu bleiben.
Hoffnung bringt ein Impfstoff der neu entwickelt wurde und bald geimpft werden soll. So schauen wir mit ein bisschen Hoffnung ins neue Jahr.

Das Ende meiner Lebensgeschichte ???? (Bleibt gesund)

Inge und Erich im Frühjahr 2020

zrick an de Anfang