Hunsrücker Platt

 

Die Lebensgeschichte

von Erich Franz

Kapitel I - Kindheit

Kapitel II - Jugendzeit und Nationalsozialismus

Kapitel III - Nachkriegszeit

Kapitel IV - Anfang einer neuen Zeit



Kapitel III - Nachkriegszeit
 

Ich war zu Hause, im meinem geliebten kleinen Dorf, ist es noch so wie ich es kannte? Was ist anders? Ich musste mich erst mal um schauen und eingewöhnen. Das Dorf hatte den Krieg gut überstanden soweit man es von außen betrachtete. Welches Leid steckt hinter den Fassaden ? Einige junge Männer, Väter, fast jedes zweite oder dritte Haus war betroffen, viele hatten den Krieg nicht überlebt.
Die Städte waren teilweise nur noch Ruinen. Einige wurden in den letzten Kriegstagen noch total zerstört. Trotz allem Leid das Leben musste weitergehen und da hatte die Jugend den Vorteil, dass man schneller vergessen konnte. Not, Leid und Schmerzen, nach vorne schauen konnte oder musste. So auch in den Dörfern. Überall wo Platz war traf sich die Jugend um sich zu vergnügen. Tanzen zu lernen, was in den schlimmen Jahren verboten war. Auch in Wohnroth, ,,off däm alde Rohdes“ hat man getanzt. Ich noch nicht gut zu Fuß ich hab es trotzdem auch, mit Pantoffel an dem einen Fuß probiert, und gelernt. An so einem Abend lernte ich beim Tanzen ein nettes Mädchen kennen. Das war das schönste und beste was ich seit langem erlebt hatte.
Die Zeit verging man sah sich wieder und wurden ein Paar.
Ich arbeitete im elterlichen Betrieb, so gut es ging. Die Not war groß, die Menschen in den Städten litten Hunger und waren gezwungen sich Lebensnotwendiges zu besorgen. In den Dörfern hatten fast alle noch Landwirtschaft, hatten keine Not, waren auch bereit im Tausch Lebensmittel abzugeben.

Währungsreform

Im Juli 1948 kam die Währungsreform, ein großer Neuanfang. Die Reichsmark hatte ausgedient und hatte keinen Wert mehr. Jeder erhielt 40 DM Startgeld. Seid diesem Tag ging es aufwärts, in den Läden gab es bald alles nötige und mehr zu kaufen.

Verlobung & Heirat

Wir feierten unsere Verlobung am 24.Oktober 1948 in Hundheim.

Die Hochzeit folgte bald. Die Standesamtliche Trauung am 10. Dezember 1948 und die kirchliche Trauung in Bell im Konfirmanden-Saal am 12. Dezember 1948.
Der schönste Tag des Lebens war noch überschattet von der schweren Zeit. Zu Fuß von Wohnroth nach Bell und zurück. Von wegen Auto oder Kutsche. Hierzu gibt es keine Fotos. Die Hochzeitsfeier fand im Elternhaus in der guten Stube statt. Essen und trinken, Geschenke angemessen an die Zeit. Die Erinnerungen tragen wir in unseren Herzen.

Wir waren verheiratet, was nun ? Wir erwarten unser erstes Kind, wohnten im Elternhaus in Hundheim, keine feste Arbeit, kein eigenes Einkommen, nur Fragezeichen. Nur mit der guten Unterstützung von beiden elterlichen Familien kamen wir vorerst über die Runden.
Für uns beide war klar so geht es nicht. Durch Zufall bekam ich Kontakt mit einer Schreinerei in Alterkülz. Man lese und staune zu einem Wochenlohn von 30,00 DM. Nach einem Jahr und einer kurzen Arbeit in Simmern hatte ich auf Besserung bei MAN in Mainz gehofft. Doch hier klappte es nicht mit der Einstellung. Wir waren schon vier, nach Werner kam unsre Tochter Ilse zur Welt. Es folgte eine kurze Arbeitslosigkeit von 4 Monaten.

Im April 1951 fand ich Arbeit in Wüschheim in der Holzverarbeitung. Wir hatten das schlimmste unbeschadet überstanden. Konnten hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Wir kauften nach dem Tod von Inges Opa das Anwesen mit Scheune und Stall. Unser erstes Eigentum.

Das alles schon 1951, es war ohne Kredit von der Bank nicht möglich, (mein Vater rastete fast aus) er wusste nicht wofür ich den Kredit brauchte.
Es gab noch zu dieser Zeit eine Einwohnraum - Bewirtschaftung. Im oberen Stock waren Mieter, die zogen um. Wir wollten das ganze Haus nutzen, das wurde uns verwehrt. Eines Tages stand ohne vorherige Mitteilung eine Familie vor dem Haus. Wir waren nicht bereit sie aufzunehmen. Wir hatten kein Glück es kam zu einer Zwangseinweisung.
Das muss man sich heute mal vorstellen. Zwei Familien mit Kindern und eine Plumps - Toilette im Nebengebäude. (Stall)

Alles geht vorüber, vieles wurde besser. Man spricht heute vom Wirtschaftswunder. Die ersten Quickis (Kleinmotorräder) kurvten durch die Gegend, Motorräder folgten.

1956 bekamen wir unser erstes Auto, einen 600er Lloyd.

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Kapitel IV