Ich war zu Hause, im
meinem geliebten kleinen Dorf, ist es noch so wie ich es kannte? Was
ist anders? Ich musste mich erst mal um schauen und eingewöhnen. Das
Dorf hatte den Krieg gut überstanden soweit man es von außen
betrachtete. Welches Leid steckt hinter den Fassaden ? Einige junge
Männer, Väter, fast jedes zweite oder dritte Haus war betroffen, viele
hatten den Krieg nicht überlebt.
Die Städte waren teilweise nur noch Ruinen. Einige wurden in den letzten
Kriegstagen noch total zerstört. Trotz allem Leid das Leben musste
weitergehen und da hatte die Jugend den Vorteil, dass man schneller
vergessen konnte. Not, Leid und Schmerzen, nach vorne schauen konnte
oder musste. So auch in den Dörfern. Überall wo Platz war traf sich die
Jugend um sich zu vergnügen. Tanzen zu lernen, was in den schlimmen
Jahren verboten war. Auch in Wohnroth, ,,off däm alde Rohdes“ hat man
getanzt. Ich noch nicht gut zu Fuß ich hab es trotzdem auch, mit
Pantoffel an dem einen Fuß probiert, und gelernt. An so einem Abend
lernte ich beim Tanzen ein nettes Mädchen kennen. Das war das schönste
und beste was ich seit langem erlebt hatte.
Die Zeit verging man sah sich wieder und wurden ein Paar.
Ich arbeitete im elterlichen Betrieb, so gut es ging. Die Not war groß,
die Menschen in den Städten litten Hunger und waren gezwungen sich
Lebensnotwendiges zu besorgen. In den Dörfern hatten fast alle noch
Landwirtschaft, hatten keine Not, waren auch bereit im Tausch
Lebensmittel abzugeben.
Währungsreform
Im Juli 1948 kam die Währungsreform, ein großer Neuanfang. Die
Reichsmark hatte ausgedient und hatte keinen Wert mehr. Jeder erhielt 40
DM Startgeld. Seid diesem Tag ging es aufwärts, in den Läden gab es bald
alles nötige und mehr zu kaufen.
Verlobung & Heirat
Wir feierten unsere Verlobung am 24.Oktober 1948 in Hundheim.
Die
Hochzeit folgte bald. Die Standesamtliche Trauung am 10. Dezember 1948
und die kirchliche Trauung in Bell im Konfirmanden-Saal am 12. Dezember
1948.
Der schönste Tag des Lebens war noch überschattet von der schweren Zeit.
Zu Fuß von Wohnroth nach Bell und zurück. Von wegen Auto oder Kutsche.
Hierzu gibt es keine Fotos. Die Hochzeitsfeier fand im Elternhaus in der
guten Stube statt. Essen und trinken, Geschenke angemessen an die Zeit.
Die Erinnerungen tragen wir in unseren Herzen.
Wir waren verheiratet, was nun ? Wir erwarten unser erstes Kind, wohnten
im Elternhaus in Hundheim, keine feste Arbeit, kein eigenes Einkommen,
nur Fragezeichen. Nur mit der guten Unterstützung von beiden elterlichen
Familien kamen wir vorerst über die Runden.
Für uns beide war klar so geht es nicht. Durch Zufall bekam ich Kontakt
mit einer Schreinerei in Alterkülz. Man lese und staune zu einem
Wochenlohn von 30,00 DM. Nach einem Jahr und einer kurzen Arbeit in
Simmern hatte ich auf Besserung bei MAN in Mainz gehofft. Doch hier
klappte es nicht mit der Einstellung. Wir waren schon vier, nach Werner
kam unsre Tochter Ilse zur Welt. Es folgte eine kurze Arbeitslosigkeit
von 4 Monaten.
Im April 1951 fand ich Arbeit in Wüschheim in der Holzverarbeitung. Wir
hatten das schlimmste unbeschadet überstanden. Konnten hoffnungsvoll in
die Zukunft schauen. Wir kauften nach dem Tod von Inges Opa das Anwesen
mit Scheune und Stall. Unser erstes Eigentum.
Das alles schon 1951, es war ohne Kredit von der Bank nicht möglich,
(mein Vater rastete fast aus) er wusste nicht wofür ich den Kredit
brauchte.
Es gab noch zu dieser Zeit eine Einwohnraum - Bewirtschaftung. Im oberen
Stock waren Mieter, die zogen um. Wir wollten das ganze Haus nutzen, das
wurde uns verwehrt. Eines Tages stand ohne vorherige Mitteilung eine
Familie vor dem Haus. Wir waren nicht bereit sie aufzunehmen. Wir
hatten kein Glück es kam zu einer Zwangseinweisung.
Das muss man sich heute mal vorstellen. Zwei Familien mit Kindern und
eine Plumps - Toilette im Nebengebäude. (Stall)
Alles geht vorüber, vieles wurde besser. Man spricht heute vom
Wirtschaftswunder. Die ersten Quickis (Kleinmotorräder) kurvten durch die
Gegend, Motorräder folgten.
1956 bekamen wir unser erstes Auto, einen
600er Lloyd. |