Hunsrücker Platt

zrick zu de anere Sprich

Eigenarten des Iraders
 
Die Statur des homo Idarus ist meist gedrungen, sein Gang ist lässig, Mimik und Gestik sind extrem variantenreich. Insbesondere wenn er Fußballkriege besucht, eine seiner Lieblingsbeschäftigungen, bei der er hingebungsvoll seinem eventuellen Unmut körperlich wie auch verbal Ausdruck zu verleihen vermag. Häufig verfallen die Männchen dabei in tranceartige Zustände. Weibliche Wesen werden häufiger dabei beobachtet, wie sie erregt mit Regenschirmen fuchteln, ein Szenario, das an kriegsähnliche Schauplätze aus der Urzeit erinnert. Beim Fußballkrieg sollte man den „lroder“ im Übrigen gewinnen lassen, damit er nicht in diesen Furcht erregenden Reizzustand versetzt wird, der ihn in seinem Umfeld berüchtigt werden ließ. Er kann dann dermaßen unwirsch werden, dass dem Gegner „kää Hout meh basst“. Auf dieses Thema wird noch einzugehen sein. Grundsätzlich wird der Idarus in normalen Alltagssituationen als durchaus lebensbejahend und gutmütig eingestuft. Eine weitere Unart seinerseits tritt allerdings bei so genannten Kirben auf, wo er häufig auch mal Händel oder den so genannten „Schtreet“ sucht.
 
Sprache
 
Des Idarus Sprache ist etwas ungehobelt, was Fremden das Verständnis selbiger beim Informationsaustausch arg erschwert. Wunderliche Ausdrücke spicken die Sprache, vielleicht mit dem Hintergedanken, dass sein Gemütszustand nicht sofort erkannt werden kann. Folgende Ausdrücke sollen dem nicht Eingeweihten helfen den Idarus besser verstehen zu lernen:
„Ich sen gelaad“ oder „Ich sen of de Hiere“, bedeuten, dass man ihm wohl besser aus dem Weg geht. Da der Irader aus seinen Gefühlen keine Mördergrube macht, kann er seine barsche Ausdrucksweise und seinen rabiaten Umgangston selten kaschieren. Wenn man ihn gröhlend oder motzend erlebt, sollte man seine Gesellschaft tunlichst meiden.  Er kann dann unberechenbar werden und neigt zu allerlei Übelkeiten. Für seinen derben Wortschatz seien stellvertretend folgende, so genannte „Koppausdrücke“ genannt: Dommkopp, Dickkopp, Strohkopp, Motzkopp, Holzkopp, Kappeskopp, Soofkopp und auch Schloofkopp.  Das Wort „Schloofkopp“ verwendet er meist für den Links- oder Rechtsaußen seiner Fußballkrieger, wenn diese nicht rasch genug einem kugelförmigen Gegenstand hinterher rennen, den der Idarus gemeinhin „Balle“ nennt.
Viele Ausdrücke sind auch nicht übersetzbar und deren ureigenste Bedeutung ist nur dem Irader bekannt. Meist verrät er aber nicht, was er tatsächlich meint, benutzt also quasi eine Geheimsprache. Beispiele (vermutliche Übersetzung in Klammer): Harzkrämer (niederer Berufsstand?), Moogelbier (bierhaltiges Getränk?), Labbedier (einheimische Tierart?), Gretzbierscht (alter, abgenutzter Kamm?), Dollbohrer (Beruf in heimischer Kultur?), Naachtkapp (Kopfbedeckung bei Dunkelheit?).
Besonders auffällig im Sprachgebrauch ist die Häufigkeit des Wörtchens „ebbes“. Beispiele:
„Hot der ebbes?“ „Ich siehn ebbes!“ „Lo is ebbes!“, „Der kann ebbes erleawe!“  „Er hot ebbes verseemt.“  „Host dau ebbes gehiert?“  „Do is ebbes im Busch.“  „Ebbes besseres konnt net passiere!“,  „elo braut sich ebbes sesaame“,  „so ebbes“  „Ebbes“ (etwas) kann also alles Mögliche sein, was für den Irader nicht erklärbar scheint, praktisch ein Ersatzwort. Fremde können dafür irgendein Wort einsetzen und schon wird die Kommunikation verständlicher, lebendiger und kreativ.
 

Idar-Obersteiner Regionalexpress. Geschrieb von Bernd Schreiber. Gesammelt von Helmut Halberstadt und eingescant von Walter Hammes

 
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