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von Walter Bohn, Wiesbaden im Sommer 1991 |
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In Hundheim dem kleinen Hunsrücker Nest, feierte man 1990 das Jubiläumsturnfest. |
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Der Verein feierte stolz das 60.igste Jahr: leicht zu rechnen, wann das Gründungsjahr war. |
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Dorfstraße in Hundheim |
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Und jedem der aus dem Dorfe stammt, |
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wurde freundlich ne Einladung zugesandt |
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und viele kamen ob von nah und fern |
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zum Turnfest ins Heimatdörfchen gern. |
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Zwei Tage konnte man das Heimatfest feiern |
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wer das ganze Jahr schafft - darf auch 2 Tage mal feiern |
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Blick auf Hundheim |
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Still liegt das Dorf zwischen Wiesen und Feldern |
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und ringsum findet man schattige Wälder |
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doch man kann es kaum verstehen - und fragt warum |
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sind die Wälder nur Staatseigentum. |
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Sogar die Finkeheck gehört den Hundheimern nicht, |
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obwohl sie doch auf der Gemarkung liegt ? |
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Doch alles Bedauern hat keinen Zweck; |
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Hundheim hat halt nur seine kleine Storheck. |
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Wie es vor 70 Jahr in dem Dorf einmal war |
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ich Versuchs: stell es den jüngeren Jahrgängen dar. |
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1920 gab es noch kein elektrisches Licht |
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und es gab auch noch kein Wasser aus der Leitung |
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das Radio - das Fernsehen kannte man noch nicht " |
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das Neueste " las man in der Hunsrücker Zeitung. |
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Am Känel wurde im Sommer das Vieh noch getränkt |
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uff em Rodes do hat die Glock noch gehängt |
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die Glock wurde am Daach domols dreimol geläut. |
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viel hat sich geändert im Laufe der Zeit. |
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Im Backes wurde damals noch jeden Tag gebacken – |
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Samstags Kuche ; Werktags kräftiges Brot |
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und wer Riwwelekuche und Bauernbrot mag |
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wurde satt - und litt zu keiner Zeit Not. |
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Das alte Rathaus mit Stierstall und Gemeindescheune |
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Überm Backes war de Rodes ( Rathaus ). ein ganz kleiner Saal, |
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der wurde später unser Turnlokal. |
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Uff em Rodes do kam ach die Gemän beisamme |
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und was uff kommunaler Ebene passiert |
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hat de Ortsvorsteher den Bürger offiziell informiert. |
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Neben dem Backofen gab es etwa 1925 noch die |
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Beereschmerbud |
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und jede Herbst kochte man dann den Rummelesud |
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denn kurz noh dem " Rummeleäre " |
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kochte jeder Haushalt seine Rummeleschmere |
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aus Rummelesaft. Morde un Beere - gab es die kräftigste |
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Beereschmere! |
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Und an manchem Winterowend. gab es manchmal nit mehr |
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als Gequellte mit Kässchmer un Beereschmer! |
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Der Kartoffeldämpfer (Grumbeeredämber) |
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Wo am Mühlebach da unten, die alte Mühle noch steht |
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die 100 Jahr schon geklappert und das Mühlrad sich dreht |
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wurde das Korn mit dem Fuhrwerk zur Mühle gebracht |
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und dort fein gemahlen und Mehl draus gemacht. |
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Ich erinnere mich noch gut an die Tage |
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wo ich als Bub de " Hänkelmann " |
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dem Vadder hab mittags in die Mühle getragen |
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Die Hundheimer Mühle |
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Die Brechkaul vorm Dorf. die kannte ich noch |
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im Herbst hat es nach Rauch und Flachs geroch |
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nach dem röste, wurde der Flachs mit Flachsbrech gebroche |
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dann wurde er geschwunge und im Winter in der Spinnerei |
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gesponne |
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dann wurde auf dem Webstuhl Leinetuch daraus gewonne. |
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Im Dorf gab es um die Mitte der zwanziger Jahr |
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nur ein Auto - das hat Blümlings Peter gefahr. |
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Ausser ihm war im Dorf noch einer motorisiert |
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-Peter Weyh, war als Fleischbeschauer autorisiert. |
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Wenn im Winter dann Hausschlachtunge ware |
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ist Peter Weyh mit dem Motorrad über die Dörfer gefahre. |
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Den Führerschein - heut hat den fast jeder: |
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hatten damals nur. die oben genannten zwei Peter. |
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Beim Vorsteher im Dorf gab es nur ein Telefon |
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und musste man dringend telefonieren, |
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hieß dies schleunigst zum Vorsteher marschieren. |
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dann wurde das Nachbardorf angeläut. |
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denn dort gab es ja auch nur ein Telefonapparat |
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dann wurde der Bescheid, der als dringend betitelt |
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vom Vorsteher des anderen Orts aus Höflichkeit |
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der Verwandtschaft übermittelt. |
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Heut hat fast jeder im Hause Telefon, |
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man wählt die Verwandtschaft - "Hallo da seit ihr ja schon" – |
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und in 5 Minuten ist alles erledigt |
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wo man früher hat Wege und Zeit benötigt. |
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Am ersten Sonntag im Monat August |
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hat Hälese Hein ein Zelt aufgestellt |
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-für die Kinder im Dorf. der schönste Tag uff der Welt |
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dann freuten sich Kinder, Jugend und die Alten |
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und die ganz Umgegend hat dann gewußt |
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jetzt wird 2 Tage lang " die Hundemer Kereb " gehalten. |
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Da Hundheim bis 1950 kein Friedhof hatte, |
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musst man die Toten in Bell noch bestatte. |
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das Glockengeläut hat die Toten begleitet |
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bis an die Gemarkungsgrenze wurde damals geläutet |
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Und die Schul, die darf ich bestimmt nicht vergesse, |
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acht Johr honn ich uff de harte Scholbänk gesesse. |
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Zwei Namen die muss ich in der Vereinschronik nenne, |
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denn sie taten sich verdient zum Turnsport
bekenne: |
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Lehrer Reinhard war schon bei der Gründung dabei, |
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auch Lehrer Lenz hatte ein Herz für die Turnerei, |
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er hat seine Aufgabe vorbildlich erledigt |
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ich kannte ihn nicht - mir wurde es allseits bestätigt. |
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Auch schwere Zeiten hat das Dorf erfahren |
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in zwei Weltkriegs - und Besatzungsjahren. |
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Die Politik die schon immer
gelogen |
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macht sinnlose Kriege - und das Volk wird betrogen, |
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falsche Propaganda hat alle verblendet. |
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für so manche hat es mit dem Tod geendet. |
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Auf dem Kriegerdenkmal stehen die Namen der Hundheimer, |
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die aus zwei Kriegen nicht wiederkamen. |
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So manch Hundheimer zog in die Welt hinaus |
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und suchte in der Fremde sein Glück |
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doch keiner vergaß je Dorf und Elternhaus |
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und dachte stets gern daran zurück |
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ich bin sicher – jeder hat schon in schlafloser Nacht |
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an die Heimat; an das stille Dörfchen, mit Wehmut gedacht. |
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Ich zog 1934 von Zuhaus in die Ferne |
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und tauschte das Elternhaus mit der Kaserne. |
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Den Krieg überlebte ich durch Schicksalsgnad |
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und landete hinter russischem Stacheldraht. |
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Tausendeinhundert Tage in meinem Leben |
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war ich vom Stacheldrahtzaun im Gefangenenlager umgeben. |
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Drei Jahre hörte ich täglich " raboti da wai" (arbeite - los. los) |
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und drei Jahre lang die Lüge von "skora da moi" ( bald nach Hause ) |
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Nachdem ich 3 Jahr hinter Stacheldraht saß |
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und drei volle Jahr aus dem Blechnapf aß |
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war im Jahre 1948 am 22. Mai |
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für mich " Woimja Plenny " der Krieg erst vorbei |
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( Woimja Plenny = Kriegsgefangener ) |
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Für viele es leider keine Heimkehr mehr gab |
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in russischer Erde schauffelte ich manches Grab |
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und Glück hatten alle, dies sei unbenommen |
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die diesmal noch einmal
davongekommen |
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Wenn du jahrelang Gefangener bist, |
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weißt du wie kostbar
die Freiheit ist !! |
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Walter Bohn |
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Walter Bohn und Lina Wagner beim Jubiläumsfest des TV Hundheim 2005 |




